Freitag, 21. September 2007

Erwachen

Die Zeit im Regen schien ihn irgendwie all die Gedanken des Selbstmords vergessen zu lassen; diese Unruhe in ihm, die ihn zu diesem Ort geführt hatte. Es schien als würde die Welt nicht mehr lange existieren, als war sie am Rande des Zusammenbruchs und der Regen in seinem Gesicht war so kalt. Kalt und eisig, wie all seine Gedanken und Gefühle die versackten im Packeis seiner gefangenen Seele. Seine Augen suchten nach dem Licht, aber es gab hier nur Dunkelheit. Eine Welt aus Schatten, ohne Schärfe, farblos und makellos, ohne Form und Sinn. Er atmete schwer, er jagte seinem Traum hinterher. Doch da war nichts, nur gefühlslose Leere.

Er saß auf dem Borstein, gegen das rechte Rad des Mustangs gelehnt. Die Regentropfen fielen ohne Hast, fielen so zeitlos und verwandelten die Welt in ein dampfendes Nass. Er begann zu singen, doch seine Worte waren nur ein Wirrwarr ohne Sinn und Bedeutung. Seine Augen rollten, die Lippen wurden kalt und er glaubte zu ertrinken. Dann kam der erste Schlag, tief in ihm, es ließ ihn erwachen, bis er schrie. Er saß sie in dem Hotelzimmer. Sah sie dort stehen, im offenen Fenster und in dem Augenblick, das sie los lies, hörte er sie wispern… Was? Seinen Namen? Und wenn, warum rief sie nach ihm?

Noch immer in dieser Welt, am Rad des Autos lehnend, flüsterte er, was er sie sagen, rufen, weinen hörte, doch der Wind trug jedes Wort davon. Er entriss ihm ihren Namen, und als er die Augen schloss, spürte er die Regentropfen wie tausend Nadeln.

Er war am Ende des Weges; er war hier wo alles began und wo es enden mochte. Ihm war das schmerzlich bewusst. Die Erinnerungen...

Mit dem Anbruch eines neuen Tages war er hinter das Steuer des Mustangs gestiegen und davon gerast. Weg von der Stadt, wo er nur eine Sehle im Schmelztiegel tausender Verlorener war, wo man sich nicht an ihn erinnern würde, weil sein Name nur einfach ein Wort war. Niemand würde ihn vermissen.

Der Wagen war gestohlen, aber er liebte ihn.

Der Mustang saß dort am Randstand, wie ein Tiger bereit ihn aus dem Asphaltjungle heraus zu geleiten, der New York war. Er hatte gewusst dieser Tag war genau der auf den er gewartet hatte. Der Tag der Veränderung, als er in dem kleinen Hotelzimmer erwachte, wo er sich von der Welt versteckte, die ihn nur mit Erinnerungen belastete, die er vergessen wollte. Der Kaffee war so bitter wie immer gewesen, wie alles seit jenem Tag, da die Dunkelheit in sein Herz geschlichen war. Der Regen schien sein Freund zu sein, jedenfalls dachte er das während der F
lucht.

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Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen...

- Marcel Nebeling